Die Anfänge:
Bis zum Jahre 1950 hatte Gifhorn kein Gymnasium. Die hohe Zahl der Fahrschüler, die ein Gymnasium in Braunschweig oder Celle besuchten, forderten jedoch ein Gymnasium in Gifhorn. Getragen von einem zielstrebigen und verantwortungsfreudigen Elternverein (Gifhorner Oberschulverein e.V.) erlebte am 17.04.1950 die “Höhere Privatschule Gifhorn” als Vorläufer des heutigen Otto-Hahn-Gymnasiums ihren ersten Schultag. Die Unterbringung war sehr schwierig und konnte zunächst nur in Behelfsräumen (Schützensaal, Konfirmandensaal, Kauertsche Villa) erfolgen. Nach diesen Provisorien zieht die Schule am 17.04.1952 in die ehemalige Präparandenanstalt mit acht Klassenräumen sowie 204 Schülerinnen und Schüler an der Lindenstraße (heute Konrad Adenauer Straße) ein. Das Gebäude wird in den nächsten Jahren wegen der zunehmenden Schülerzahl ständig erweitert. Ostern 1954 wird die Schule in staatliche Trägerschaft übernommen. Ostern 1958 findet die erste Reifeprüfung statt.
Ausbau des Gymnasiums:
Aufgrund der ständig steigenden Schülerzahl wird am Dannenbütteler Weg ca. 400 m von der Stammschule entfernt, getrennt durch eine Bahnlinie, das Gymnasium erweitert. In einer Feierstunde am 30.10.1968 wird der Schlüssel für den 1. Bauabschnitt des Gymnasiums am Dannenbütteler Weg überreicht. Am 22.05.1969 erhält das Gymnasium im Rahmen der Abiturentlassungsfeier offiziell den Namen “Otto-Hahn-Gymnasium”. Am 01.08.1971 wird das Gymnasium in Otto-Hahn-Gymnasium (an der Lindenstraße) und Gymnasium II (am Dannenbütteler Weg) zum ersten Mal geteilt, um am 01.02.1972 unter dem Namen Otto-Hahn-Gymnasium wiedervereinigt zu werden. Am 25. u. 26.04.1975 wird das 25-jährige Bestehen der Schule gefeiert. Wegen der hohen Schülerzahl wird das Gymnasium am 16.07.1979 noch einmal geteilt: Das Otto-Hahn-Gymnasium Gifhorn (OHG) am Dannenbütteler Weg wird beibehalten, das Humboldt-Gymnasium (HG) an der Fritz Reuter Straße neu gegründet. Die Gebäudeteile an der Lindenstraße werden aufgegeben. Am 15.11.1982 werden die Neubauten für das OHG mit der Vollendung der Sporthalle abgeschlossen.
Das Äußere: Erweiterungs- und Umbauten, vorübergehende Außenstelle
Um die steigende Schülerzahl beschulen und einen Unterricht auf der Höhe der Zeit anbieten zu können, werden in den folgenden Jahren weitere bauliche Maßnahmen bzw. Umbauarbeiten erforderlich: Ein Fachraum für “Neue Technologien”, ausgestattet mit 8 Commodore PC II-Rechnern, wird in Betrieb genommen (1986). Die alte Elektrospeicherheizung wird durch eine Warmwasserheizung ersetzt (1989). Umbau des Kellergeschosses im Ostflügel vom Fahrradkeller zu allgemeinen Unterrichtsräumen und einem Medienraum (1994). 1989/1999: Internetanschluss; Vernetzung der Verwaltung, des Lehrerzimmers und der Medienräume; Neuausstattung des Computerraums. Einrichtung eines neuen Medienraums (2001/2002). Fertigstellung und Inbetriebnahme der Cafeteria durch den Schulverein im „Glaskasten“ (2003). Erneuerung der Alarmanlage (2003/2004). Das bisherige Schulgebäude der Christoph-Kolumbus-Schule am Lehmweg (Orientierungsstufe) wird zur Außenstelle des OHG. Bezug des neuen Südflügels mit einem naturwissenschaftlichen Fachraum sowie einem Sammlungsraum sowie zwei allgemeinen Unterrichtsräumen. Alle drei naturwissenschaftlichen Fächer verfügen nun über einen neueingerichteten Schülerübungsraum. Einrichtung des Boulderraums (2004/2005). Ein stabiler Metallzaun schützt das Schulgelände, finanziell getragen vom Schulverein (2005/2006). W‑Lan-Vernetzung der Fachräume und der allgemeinen Unterrichtsräume (2006/2007). Neugestaltung des Schulhofes mit Teehaus u. Freiluftklassenzimmer (2007/2008). Sanierung der Sporthalle am Katzenberg. Energetische Sanierung des Nordflügels (2009/2010). Sanierung des Lehrerzimmers (2011/2012). Der Schulverein betreibt die erste Mensa am OHG (2012/2013). Mit Ende des Schuljahres wird die Außenstelle am Lehmweg aufgelöst, allein der sog. Pavillon wird noch eine Zeitlang weiter genutzt (2013/2014). Die neue Mensa wird fertiggestellt, die Cafeteria erweitert, die Pausenhalle renoviert; die an die Pausenhalle angrenzenden Räume werden für den Ganztagsbereich eingerichtet, Ku2 zu Mu2 umgebaut; der Schulhof wird neu gestaltet (2016/2017). In Planung sind der Umbau von O9 zu einem Kunstraum sowie eine Renovierung des Westflügels.
Das Inhaltliche: Schwerpunkte, Besonderheiten
Ursprünglich als neusprachliches Gymnasium mit Englisch als erster und Französisch als zweiter Fremdsprache gegründet, wird Ostern 1957 ein mathematisch-naturwissenschaftlicher Zug eingerichtet. Zu Beginn des Schuljahres 1960/61 wird neben Französisch Latein als zweite Fremdsprache angeboten. Mit der Einführung der reformierten gymnasialen Oberstufe 1976 wird die Unterscheidung in ein neusprachliches und ein mathematisch-naturwissenschaftliches Gymnasium hinfällig. Aufgrund der Einführung der Orientierungsstufe wird auch das OHG ein Gymnasium von Jahrgang 7 bis Jahrgang 13.
1978 beginnt ein über Jahrzehnte anhaltender reger Schüleraustausch mit Frankreich, insbesondere mit der Partnerschule in Lens, dem Lycée Condorcet. Mit Beginn des Schuljahrs 1978/1979 werden in Niedersachsen Beratungslehrer ausgebildet, am OHG wird diese Funktion erstmals 1983 besetzt. Seit November 1984 ist das OHG Ausbildungsschule für das Studienseminar in Wolfsburg. Im Frühjahr 1985 machen Schülerinnen und Schüler (11. Klasse) zum ersten Mal ein Betriebspraktikum, das zu einer ständigen Einrichtung wird. Die Schulpartnerschaft mit Frankreich wird ab dem Schuljahr 1990/91 um die Partnerschaft mit der Baysgarth-School aus Barton upon Humber vom Borough of Glanford erweitert.
Mit Beginn des Schuljahrs 1990/1991 wird ein bilingualer Zug ab Klasse 7 eingerichtet. In den bilingualen Klassen werden Sachfächer auf Englisch unterrichtet, durchgehend Geschichte, daneben Erdkunde, Politik, auch Sport oder vereinzelt Biologie und Musik. Geschichte bilingual wird später auch Abiturfach.
1995 wird die erste Photovoltaikanlage (2 kW) in Betrieb genommen.
1997: Das OHG darf aufgrund seiner vielfältigen europäischen Ausrichtung seiner Bildungsarbeit die Bezeichnung „Europaschule“ führen.
1998: Erstmals wird ein Betriebspraktikum im Ausland angeboten, zunächst in Gifhorns Partnerstadt Dumfries (Schottland), später auch in Lens. Neu ist ebenfalls die Kontaktaufnahme zur Alleskolan in Gifhorns schwedischer Partnerstadt Hallsberg. Auch die Rosthaug Upper Secondary School aus Åmot in Norwegen signalisiert Interesse an einem Austausch.
Seit dem Schuljahr 1998/99 ergänzt Spanisch das traditionelle Fremdsprachenangebot mit Englisch, Französisch und Latein, zunächst als Wahlsprache in Jg. 9 und 10.
Zum Schuljubiläum „50 Jahre OHG“ im Jahr 2000 wird der Schule durch die Europaabgeordnete Ewa Klamt feierlich die Europamedaille überreicht. Später zum 25-jährigen Bestehen der Schulpartnerschaft mit dem Lycée Condorcet in Lens 2003 erhält auch die Partnerschule diese Medaille und das OHG zeitgleich die Europaflagge.
Weiterhin in 2000: Einrichtung der DELF/DALF-AG (Diplôme d’Etudes en langue française/Diplôme approfondi de langue française), z. B. zur Erlangung des Zertifikats „Le diplôme du DELF 1er dégré“. Und: Die Einsetzung des mathematisch-naturwissenschaftlichen Schwerpunkts nach einer alternativen Stundentafel: D.h. in einigen Fächern werden Unterrichtsstunden gekürzt, während vor allem die naturwissenschaftlichen Fächer im Gegenzug verstärkt werden. Ziele der Schwerpunktklasse sind u. a. eine vertiefte Methodik, fächerverbindendes Lernen, Experimentieren, den Besuch von Lernorten außerhalb der Schule.
Seit 2001 ist das OHG zusammen mit dem HG Partner im MINT-Kooperationsnetzwerk Gifhorn der Stiftung NiedersachsenMetall, organisatorisch eingeordnet in das Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft (BNW): MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik. Die Zusammenarbeit mit regionalen Firmen dient der Verbesserung der Berufsorientierung und des anwendungsbezogenen Lernens. Seit 2005 wird beispielsweise regelmäßig der Technik3-Tag durchgeführt.
2002: Einrichtung eines Kooperationsverbundes zur Förderung hochbegabter Schülerinnen und Schüler, gemeinsam mit dem Humboldt Gymnasium und Orientierungs- und Grundschulen.
Die Schule erhält die Auszeichnung „Umweltschule in Europa“ (2003).
Der OHG-Solarförderverein „Solar for One World“ installiert die große 10kW-Solarstromanlage auf dem Dach über dem Musikraum. Erneut wird die Schule als „Umweltschule in Europa“ ausgezeichnet (2005).
Für ein paar Jahre wird neben dem mathematisch-naturwissenschaftlichen auch ein musischer Schwerpunkt ab Klasse 5 eingerichtet (ab 2005/2006).
Der Schule und der Umwelt- und Solar-AG wird der Umweltpreis der Stadt Gifhorn zugesprochen (2006).
Informatik wird Schwerpunktfach in der gymnasialen Oberstufe. Den Schülerinnen und Schülern bietet sich damit eine zusätzliche Wahlmöglichkeit (2006/2007). Seit diesem Jahr ist das OHG offizieller Partner des VFL Wolfsburg.
2007/2008: Austausch mit dem Collège Jules Jeanneney in Rioz (Frankreich) und der Videregående Skole in Åmot (Norwegen).
Seit dem Schuljahr 2008/2009 ist das Fach Darstellendes Spiel im musisch-künstlerischen Aufgabenfeld neu ab der Einführungsphase in die gymnasiale Oberstufe anwählbar. Im selben Schuljahr wird der erste Kurs in Chinesisch als Wahlsprache eingerichtet; weitere Chinesisch-AGs werden angeboten.
2009 wird erstmals an einzelne Abiturient/innen das Excellencelabel Certilingua für mehrsprachige, europäische und internationale Kompetenzen vergeben.
2010: Im Schloss Bellevue in Berlin überreicht Bundespräsident Horst Köhler der Umwelt- und Solar AG für ihr Projekt „Solar for One World“ den Deutschen Klimapreis der Allianz-Umweltstiftung. Die Umwelt- und Solar AG setzt sich ein für Klimaschutz und Ressourcenschonung und initiiert Solarprojekte in Entwicklungsländern (in Uganda: Solarelektrifizierung der Kizinda Parents Vocational Highschool in Ishaka, Ausstattung der Schule mit Computern und einem Solarbrunnen zur Trinkwasserversorgung; in Tansania: Umsetzung eines Solarlampen-Mietmodells und eines Brunnenprojekts).
Mit der Sparkasse Gifhorn-Wolfsburg wird 2011 ein Kooperationsvertrag geschlossen.
2011/2012: Erster von zwei Schüleraustauschfahrten mit der Highschool No. 11 in Hangzhou (China).
Das OHG bekommt tierischen Zuwachs: Coco heißt der erste Schulhund am OHG (2012).
Im Schuljahr 2012/2013 wird erstmals eine Russisch AG angeboten.
Nach einem einjährigen Vorlauf wird das OHG mit dem Schuljahr 2013/2014 offene Ganztagsschule mit Ganztagsangeboten für die Wochentage Montag bis Donnerstag.
Ebenfalls in 2013/2014: IServ, ein Portal für die mediale Kommunikation zwischen Schulleitung, Lehrern und Schülern, geht an den Start.
2014/2015: Auf Initiative der Stiftung NiedersachsenMetall gründet die Schule die AG MIA (Mädchen-Ingenieur-Akademie), um gemeinsam mit zahlreichen Unterstützern wie der AXIANS GA Netztechnik, der Berufsbildenden Schulen II sowie der IAV auf dem Gelände des OHG ein Gewächshaus zu errichten. Ziel des Projekts ist es, Mädchen des 8. und 9. Jahrgangs für technische Berufe zu begeistern. Die Jury der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ bestimmt MIA zu einem von 100 Preisträgern des Innovationswettbewerbs „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“ 2016. Mit dem Preis werden bundesweit Projekte ausgezeichnet, die die Potenziale von Nachbarschaft im Sinne von Gemeinschaft, Kooperation und Vernetzung zeigen.
2016: Die erste Schulsozialarbeiterin am OHG nimmt ihre Arbeit auf.
Zahlen
Das erste Schuljahr bestritten 1950 zwei fünfte und eine sechste Klasse mit zusammen 70 Schüler/innen und drei Lehrern. Im Jahr 2005 besuchten das OHG 1512 Schüler/innen, die von etwa 110 Lehrer/innen unterrichtet wurden. Im Schuljahr 2016/2017 sind es 873 Schüler/innen und 84 Lehrer/innen.
Aus der Chronik, den Elternbriefen und Jahrbüchern
Wer sich für die Geschichte des OHGs interessiert, dem ist ein Blick in die Chronik der ersten Jahre und Jahrzehnte der Schule, den seit 1983 erschienenen Elternbrief und seit 2013 in das OHG-Jahrbuch sowie in die Schriften zum 10- (1960), 25- (1975), 40- (1990), 50jährigen (2000) und 60jährigen (2010) Jubiläum der Schule zu empfehlen, die die Schule aufbewahrt:
Man kann z. B. in drei Alben Fotos aus den ersten Jahre bestaunen und Jahresberichte nachlesen und erfährt, welche Personen im Laufe der Jahrzehnte das OHG besucht haben, welche kamen und gingen: Schülerinnen und Schüler, Abiturientinnen und Abiturienten, Hausmeister, Sekretärinnen, Schulassistent/innen, Mitarbeiterinnen in der Schulbuchausleihe und demnächst der Mensa, Elternräte, SV-Vorstände, Lehrerinnen und Lehrer, Schulleiterinnen und Schulleiter. Neben vielen Ausschnitten aus den Zeitungen, Berichten aus dem Unterricht sowie Informationen zur Arbeit der Fachgruppen finden sich zahlreiche Artikel, die von einer regen Tätigkeit vieler Arbeitsgemeinschaften über Jahre zeugen, wobei hier nur die letzten Jahrzehnte in den Blick genommen werden: Hervorzuheben sind da der Schulchor, das Schulorchester, die Bläsergruppe, die Theater-AGs, die Schach-AG, die Umwelt- und Solar-AG, die Hockey-AG, die Kajak- u. Kanu-AG, die Bridge-AG, die Jazz- u. Breakdance-AG, die DELF-AG, die AG Business-English, die Climbing-AG, die Schulband „The Bag“, die AGs des Schulsanitätsdienstes, die AG Model United Nations, die AG Prix des Lycéens Allemands, die Chinesisch-AGs, die Russisch-AG, die AG Rhetorik und die AG Jugend debattiert sowie die im Moment neu initiierten AGs.
Über die Jahrzehnte hinweg werden in den Chroniken zahlreiche Extras beleuchtet, in der näheren Vergangenheit und Gegenwart u. a. Sportveranstaltungen (schuleigene Sportfeste, jahrgangsweise sportartspezifische Turniere, Skifahrten nach Zweisimmen in der Schweiz und in den Harz, Teilnahmen am Wettbewerb Jugend trainiert für Olympia und am Jahn-Sportfest in Salzwedel, der OHG-Cup im Hallenhandball, der OHG-Triathlon/Duathlon, das traditionelle Fußballspiel AbituriENTEN gehen lEHREr), das MIG-Spiel (Marketing-Information-Game), über einen langen Zeitraum die Unterstützung von Straßenkinderprojekten durch den Weihnachtsbasar, die vielen Schulfahrten (Klassen- und Studienfahrten), das Straßburg-Projekt, die Berufsinformationstage, das langjährige Schulforum, Exkursionen, Ausstellungen, Aufführungen, Präventionsprojekte, Projekttage, Schulfeste, die vielfache und vielfältige Teilnahme an fachspezifischen Wettbewerben, die Begegnung mit den Austauschschülern, die Schülerbücherei, ökumenische Gottesdienste, verschiedene Schülerzeitungen (z. B. Ergo) und schließlich besondere Vortragsveranstaltungen, etwa mit dem jüdischen Religionswissenschaftler Pinchas Lapide 1987, der Theologin Dorothe Sölle 1989, dem Geophysiker Karl-Heinz Glaßmeier 2000, der Schriftstellerin und ehem. OHG-Schülerin Sabrina Janesch 2010 und 2015, der DDR-Bürgerrechtlerin Freya Klier 2015 sowie dem jüdischen Zeitzeugen Sally Perel 2012 und 2016. Hinter den AGs und den genannten Extras standen und stehen immer einzelne Lehrerinnen und Lehrer, die sich über den Unterricht hinaus engagierten und engagieren.
Walter Biewendt, 1990
Peter Frölich, 2016